< Previous10 Das Herzstück des Dorfes ist die aus dem 14. Jahrhundert stammende und später umfangreich befes- tigte Kirchenburg Radeln – eine der schönsten und bedeutendsten Kirchenburgen in Siebenbürgen. Besonders erwähnenswert sind der vollständig erhaltene hölzerne Wehrgang und die reichhaltige künstlerische Ausstattung, die in unterschiedlichen Stilepochen entstanden ist - z.B. die gotische Saalkirche mit künstlerisch bemalter Sakristei-Türe aus dem Jahr 1526. Zahlreiche Fresken aus dem 15. Jahrhundert schmücken das Innere des Gebäudes. Das wertvollste Element ist der um 1530 aufgestellte spätgotische Flügelaltar aus der Schule der Söhne des Veit Stoß, die in Schäßburg wirkten und mehrere Flügelaltäre für siebenbürgische Kirchen produzierten. Im Altarschrein fan- den Skulpturen Johannes‘ des Täufers und Johannes‘ des Evangelisten, die wohl bedeutendsten spätgotischen Plastiken Siebenbürgens, ihre Aufstellung. Die Altartafeln wurden 1998 gestohlen, später von Interpol bis auf eine Tafel wieder gefunden und danach aus Sicherheitsgründen nach Hermannstadt gebracht. Seit dem Wegzug eines Großteils der deutschstämmigen Bevölkerung ist das denkmalgeschützte Gebäude nur unzureichend instandgehalten worden und droht mehr und mehr zu verfallen. Aber auch wenn die Peter Maffay Stiftung der festen Überzeugung ist, dass es sich bei der Kir- chenburg um ein einmaliges und schützenwertes Kulturerbe handelt, kann sie sich nur unter- stützend und vermittelnd einbringen, wenn es darum geht, die Kirchenburg fachgerecht statisch zu sichern und zu restaurieren. Finanzielle Zuwendungen diesbezüglich sind seitens der Peter Maffay Stiftung ausgeschlossen, denn Denkmalerhalt als solcher ist in den Statuten der Stiftung nicht vorgesehen. Ein deutlich sichtbares Zeichen des Verfalls ist der Kirchturm der Burg, der im Februar 2016 plötzlich und ohne ersichtlichen Anlass einstürzte. Seit 2013 wird Radeln auch einmal jährlich zum Ort der Kultur: dann nämlich, wenn im Sommer (Ende Juli/ Anfang August) die „Haferland Kulturwoche“ stattfindet. Die fünftägige Veranstaltung umfasst die Dörfer der Gemeinde Bunești/Bodendorf (Deutsch-Kreuz, Deutsch-Weißkirch, Bodendorf, Meschendorf und Radeln) so- wie die umliegenden Orte wie Arkeden, Keisd, Kloosdorf, Reps und Hamruden. Die Besucher erwartet stets ein vielfältiges kulturelles Rahmenprogramm sowie traditionelle siebenbürgische Kulinarik. Mittlerweile verzeich- net die Haferland Kulturwoche insgesamt rund 20.000 Besucher. 11 Das Projekt wurde von Peter Maffay (Gründer und Präsident der Fundaţia Tabaluga), Michael Schmidt (CEO MHS Holding und Präsident der Michael Schmidt Stiftung) initiiert und von der Verwaltungsgemeinde Bodendorf sowie von Carolin Fernolend (Vizepräsidentin des Mihai Eminescu Trust) mitbegleitet. Im Jahr 2018 hat der rumänische gemeinnützige Verein Tăşuleasa Social ein ehrgeiziges Projekt gestartet: die Via Tran- silvanica, ein rund 1000 km langer Wanderweg, der sich nach dem Vorbild berühmter Pilgerstraßen in Spanien, den USA oder Indien einmal quer durch Rumänien ziehen und dabei zehn Regierungsbezirke durchkreuzen soll. Das Ziel: Menschen zu vereinen und einen kulturellen und spirituellen Anreiz zu schaffen für Reisende aus dem In- und Ausland. Das Symbol der Via Transilvanica und gleichzeitig Erkennungszeichen und Wegweiser ist ein orangefarbenes „T“ in einem Kreis. Ein Setzstein mit einer solchen Markierung wurde am 24. Juli 2019 bei der Einweihungsfeier der Fertigstellung der Teilstrecke Roadeș-Bunești-Criţ mit vielen Ehrengästen und Freunden auch auf dem Gelände der Fundaţia Tabaluga aufge- stellt und besiegelt. Seither führt eine Teilstrecke der Via Transilvanica mitten durch Radeln. Last but not least erwähnenswert wäre noch eine aus dem Dorf stammende geschichtliche Persönlichkeit: Michael Friedrich Be- nedikt Freiherr von Melas, geboren am 12. Mai 1729 in Radeln und verstorben am 31. Mai 1806 in Elbeteinitz in Böhmen, war ein österreichischer General, der gegen Napoleon in Marengo (Italien) tapfer kämpfte. Für seinen Kampfgeist und Mut schenkte Napoleon ihm mit einem eigenhändigen Schreiben einen Säbel. „Die Wahrheit ist vorhanden für den Weisen, die Schönheit nur für ein fühlendes Herz.“ (Johann Christoph Friedrich von Schiller)1213 Das Tabalugahaus in Radeln/Roadeş Vorher Die Arbeit der Peter Maffay Stiftung in Rumänien begann im Frühjahr 2009, als die eigens dafür neu gegründete rumänische Stiftung Fundaţia Tabaluga den ca. 6.500 qm umfassenden ehemaligen Pfarrhof der evangelischen Kirchengemeinde Radeln mit den darauf stehenden Ge- bäuden erwarb. Ziel war es, dort einen neuen „Schutzraum für Kinder“ zu schaffen: Ähnlich wie bei allen Tabalugahaus-Einrichtungen der Peter Maffay Stiftung sollten auch dort traumatisierte und benachteiligte Kinder Ferien von ihrem schwierigen, oftmals belasten- den Alltag machen können. Heute ist dieses Vorhaben längst Wirklichkeit geworden: Jährlich verbringen dort rund 300 Kinder und Jugendliche aus Rumänien, Deutschland sowie aus dem europäischen Raum sieben- bis zehntägige Erlebnisaufenthalte. „Kein Mensch soll sich einem Kinde mit einem anderen als freundlichem Angesichte nähern, denn das Kind versteht die Natursprache, ehe es die Muttersprache versteht.“ (Johann Michael Sailer)14 Das Tabalugahaus in Radeln/Roadeş Nachher Kernstück der Fundaţia Tabaluga im siebenbürgischen Radeln ist das Gelände des ehemaligen Pfarrhofes, das direkt an die alte Evangeli- sche Kirchenburg angrenzt. Dieses Areal beherbergt sowohl das Hauptgebäude (das ehemalige Pfarrhaus) sowie einen modernen aber dennoch dem Baustil des Dorfes angepassten Neubau, verbunden durch einen großzügig angelegten Innenhof. Durch die DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) wurden eine moderne Holzvergaserheizungsanlage mit Solarunterstützung und eine Bodenfil- teranlage zur Klärung der Abwässer eingebaut. Die Gemeinschaftsräume und die Verwaltung der Fundaţia Tabaluga befinden sich im Haupthaus, der Neubau dient als Unter- kunft für die Besuchergruppen des Tabalugahauses und ist mit zehn geräumigen, farbenfrohen Zimmern ausgestattet, die Raum für 14 bis 16 Kinder und Jugendliche sowie deren Betreuer bieten. „Im Umfeld der Liebe findet jeder sein Zuhause.“ (Hubert Joost)1516171819 Das Tabalugahaus in Radeln/Roadeş: Aktivitäten und Exkursionen Das Tabalugahaus Radeln, in der direkten Nachbarschaft der alten Kirchenburg, ist für die Gastgruppen der Stif- tung ein toller Platz zum Herumtoben und Spielen – zum Beispiel im Holzhäuschen „Casa Kaiensis“ oder auf dem großen Rasen neben dem Hauptgebäude, der gerne auch mal als Fußballfeld genutzt wird. Im Haupthaus selbst gibt es die Aufenthaltsräume zum Lesen, Basteln, Malen und Musik machen, für Gesellschaftsspiele oder gemeinsames Backen. Zusammen mit ihren Betreuern können die Kinder und Jugendliche das malerische und farbenfrohe Dorf Radeln erkunden und spannende Ausflüge in die Umgebung machen: Wanderungen über die anliegenden urigen Wie- sen und Wälder, Burgbesichtigungen (Reps, Deutsch-Weisskirch, Keisd, Rosenau) oder Städtetouren, z. B. ins nahe gelegene Reps, Schäßburg, Kronstadt oder Hermannstadt (rumänisch: Sibiu – Kulturhauptstadt Europas 2007). Das Tabalugahaus ist in Radeln zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden. Immer mehr Kinder und Jugend- liche nehmen am Bildungsprojekt „School after School“ teil, oft treffen sich Dorfkinder und Gastgruppen zu gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Im weitläufigen Hof des Tabalugahauses finden in unregelmäßigen Abständen große Feste statt (z. B. Tag der offenen Tür, Jubiläumsfeiern, Haferland Kulturwoche), zu denen dann nicht nur Freunde und Förderer der Stiftung anwesend sind, sondern auch zahlreiche Gäste – Kinder wie Erwachsene – aus Radeln und Umgebung. „Spielen ist eine Tätigkeit, die man gar nicht ernst genug nehmen kann.“ (Jacques-Yves Cousteau)Next >